„Wir wünschen uns eine klassische, romantische Trauung, aber was uns am allerwichtigsten ist, ist dass unsere Schildkröte Klaus die Ringe bringt.“
Nachdem meine Braut beim Erstgespräch diesen Wunsch verkündet hat, war mein erster Gedanke, ob wir überhaupt so viel Zeit während der Freie Trauung haben werden. Vermutlich stehe ich mit dem Vorurteil bzgl. der Gemächlichkeit einer Schildkröte nicht alleine da.
Mein liebes Hochzeitspaar konnte an meinem Gesichtsausdruck die Verwunderung wohl klar ablesen, denn sie mussten lachen – sie versicherten mir, dass ihre Schildkröte wie ein Hündchen auf sie beide reagiert und sehr flott rennen kann, wenn sie will.
Das hat mich tatsächlich beruhigt – denn wenn ich eines ganz sicher weiß, dann ist es, dass sich kein Paar eine langwierige Trauung wünscht!
Macht es Sinn, einem Tier eine Aufgabe während der Hochzeit zu geben?
Doch wie sieht es denn nun aus, wenn Ihr Euren kontaktfreudigen, aufgeweckten Labrador zum Ringträger ernennt oder auf der temperamentvollen Stute Eurer Nachbarin aus der Zeremonie reitet?
Als Freie Rednerin berate ich mein Paar auch individuell in der Planung der Zeremonie und da immer öfter tierische Begleitung gewünscht ist, habe ich mich auf eine Recherche-Reise begeben um herauszufinden, worauf wir achten müssen, um für Tier und Mensch eine angenehme, positive Atmosphäre während der Trauung zu schaffen!
Beherzt ihr die folgenden 5 Punkte steht Eurer Zeremonie nichts mehr im Wege:
Denkt immer daran, das Wohl Eurer lieben Vierbeiner an erster Stelle zu setzen. Wenn sie gestresst oder unglücklich wirken, solltet Ihr vielleicht eine alternative Lösung in Betracht ziehen. Nehmt Rücksicht auf die Persönlichkeit Eures Tieres, Ihr wisst am besten ob es dem Wirbel und den vielen Menschen auf Eurer Hochzeit gewachsen ist. Stellt euch gegenseitig die richtigen Fragen: Wie heiß kann es während der Trauung werden? Wird es einen hohe Lärmpegel mit Stresspotenzial geben, z.B. durch ein Feuerwerk? Wo kann sich das Tier erholen, runterkommen, austoben, etc.?
Was natürlich nie fehlen darf sind Lieblingsspielzeug, Leckerli und mögliche Pflegeprodukte z.B. für den schönsten Fellglanz!
Für die Schildkröte meines Paares heißt das vor allem eines: es wird frische Petersilie in Hülle und Fülle bereitgestellt, seine absolute Leibspeise, und er darf sich ein warmes Sonnenbad unter seinem UV-Strahler gönnen – jeweils vor und nach seinem großen Ringträger-Moment.
2. Training und Vorbereitung
Das um und auf bei jedem Tier ist, dass er oder sie darauf trainiert ist, ruhig zu bleiben, während er/sie die Ringe trägt und gut auf Eure Anweisungen hört. Bei Hunden sind „Sitz“, „Bleib“ und „Gib Pfote“ nur ein paar Befehle, die sie beherrschen sollten – für jede weitere tolle Fähigkeit findet sich bestimmt der richtige Einsatz.
Wer weißt, vielleicht glückt Euch beim Pferderitt nach der Freien Trauung ein Sprung über die symbolhafte Schwelle, um den Schritt von einer Lebensphase in eine Neue zu verdeutlichen! Das vergisst niemand so schnell.
Sobald die Abfolge steht, übt mehrmals mit Eurem Haustier, damit es mit der Situation vertraut ist und weiß, was von ihm erwartet wird. Probt am besten an der eigentlichen Location, damit sich Euer Fellbegleiter auch an die Umgebung gewöhnen kann.
Sorgt dafür, dass während der Zeremonie jemand da ist, der sich um Euer Tier kümmert und es führt, falls es abgelenkt wird oder sich unerwartet verhält.
Bei der Schildkröte Klaus haben wir den Bruder der Braut beauftragt, denn die beiden sind praktisch miteinander aufgewachsen und Urvertraute.
Neben der Sicherheit für Tier und Mensch (Stichwort Hitze, Lärm, Überforderung) stellt bitte sicher, dass die Ringe dem Ringträger erst im letztmöglichen Moment umgehängt werden, oder das Pferd erst geschmückt wird, wenn es gleich losgeht.
Für unseren Schildkröten-Senior Klaus gilt: Ihm wird die Schlaufe mit dem Ringkissen erst um den Panzer gebunden, nachdem er genüsslich ein Bad im Teich genommen hat.
Der Grund für diesen Punkt ist ganz einfach: Ihr möchtet nicht riskieren, dass die Ringe verloren gehen oder der zauberhafte Blumenschmuck aus Langeweile angenagt wird.
Überlegt Euch außerdem, ob Ihr unter Euren Gästen jemanden habt, der große Angst vor Tieren hat oder unter einer Allergie leidet. Das könnte ein Grund sein, tierische Begleiter:innen zu Hause zu lassen.
Zu guter Letzt, besprecht bitte auch immer die genauen Details mit Eurem Freien Redner oder Eurer Freien Rednerin, damit er bzw. sie sich auch sicher und wohl fühlt.
Informiert Euch im Voraus über die Richtlinien und Vorschriften Eurer Hochzeitslocation bezüglich der Teilnahme von Vierbeinern. Es könnte sein, dass es Einschränkungen gibt oder spezielle Genehmigungen erforderlich sind.
Wenn Ihr diese Punkte berücksichtigt und entsprechende Vorbereitungen trefft, werden nicht nur Ihr und Eure Gäste eine einzigartige Hochzeit erleben, sondern auch Eurem pelzigen, flauschigen, struppigen oder gepanzerten Freunden wird es an nichts fehlen.
Die Ringträger-Schildkröte Klaus ahnt heute zwar noch nicht, was für eine ehrenhafte Aufgabe ihm bevorsteht, aber seinen Eltern macht er damit die allergrößte Freude und bleibt auch allen Anwesenden in bleibender Erinnerung!